home

Der Mensch existiert als Gemeinschaft.

Die Gemeinschaft erzeugt das Individuum physisch, emotional und mental. Alle physischen, mentalen und emotionalen Bedürfnisse und Impulse beziehen sich also immer auf die Gemeinschaft oder eine Projektion derselben.
Um seine Bedürfnisse auszuleben, muss ein Individuum also eine Gemeinschaft um sich haben, im Notfall virtuell erzeugen. Wie diese aussieht, ist beliebig variabel. Ein Individuum kann an beliebig vielen Gemeinschaften teilhaben, die sich überschneiden können.

Die Schnittstelle zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft ist Kommunikation. Sie findet auf unzähligen Ebenen und daher immer statt, wenn ein Medium vorhanden ist.(zB Sichtbarkeit)
Gemeinschaft wird vermittelt und erzeugt von Faktoren, die damit Grundbedürfnisse der Individuen sind:

-----------------------------------------------

räumliche Nähe - ich bin nicht allein

Im Alltag wird der bloßen Anwesenheit anderer wenig Wert beigemessen, da wir genug davon haben. Wertvoll ist sie für Erwachsene vor allem bei Angst und Einsamkeit. Dennoch ist sie die Grundlage aller sozialen Interaktion und damit auch erste und niedrigste Hemmschwelle.

Aufmerksamkeit - ich werde wahrgenommen

Als Voraussetzung für Austausch und Anerkennung ist Aufmerksamkeit ein Indikator für Integration und soziale Stellung. Je leichter eine Person Aufmerksamkeit erregen kann, desto besser ist sie vernetzt und damit Teil der Gemeinschaft, wie wir das alle wollen. Das macht uns steuerbar, wie Werbung zeigt. Vermarktung von Aufmerksamkeit via social media zieht Milliarden aus dem Bedürfnis nach ihr, selbst der Anschein von Aufmerksamkeit wird zum Ziel verklärt.

Austausch - ich erfahre andere, kann mich mitteilen

Erst im Austausch mit Anderen können wir uns vergleichen und einschätzen. Dies ist unverzichtbar, um ein Betätigungsfeld zu finden, das unseren Eignungen und Neigungen entspricht, unseren Platz in der Gemeinschaft. Viele Fertigkeiten entstehen erst im Austausch mit anderen.

Anerkennung - ich kann was

Anerkennung ist die Bestätigung, dass wir unsere Rolle gut ausfüllen oder auf dem rechten Weg sind, insofern Leitfaden für Integration und sozialen Aufstieg. Das Mass an Anerkennung, das einem Individuum von seiner Gruppe entgegengebracht wird, ist der Maßstab für das Finden von Entscheidungsträgern.

Körperkontakt - ich gehöre dazu

Als Kinder halten wir natürlich erstmal engen Körperkontakt zur Mutter(Vater). Wir lernen früh, von wem wir uns fernhalten sollen. Wenn wir gemeinsam agieren, halten wir definerte Abstände ein, die unseren Nächsten sagen, wie nah wir sie in unserer Welt haben wollen. Nähe wird damit zum Ausdruck von Verbundenheit. Höchste Verbundenheit wird durch Körperkontakt vermittelt, er bedeutet Anerkennung, Geborgenheit, Mitgefühl und vieles mehr.
Körperliche Interaktion mit anderen wie zB Tischtennis oder Gummitwist ermöglicht erst, die eigene Selbsteinschätzung in Bezug zur Gruppe zu setzen.

Intimität - ich vertraue mich an, ich kann mich ausleben

Wenn wir als Babys auf dem Bauch der Mutter einschlafen, ist unser Bedarf an Intimität noch gedeckt, Vertrauen und Nähe sind vollständig und absolut(von allem unabhängig). Diesen Zustand hätten wir gerne wieder. Da wir unsere Kontakte nicht alle gleich nah an uns heranlassen, entsteht ein Ranking der Vertrauenswürdigkeit. Intimität ist die höchste Stufe des Vertrauens und damit des sozialen Zusammenhalts, in unserer Kultur meist in engsten Freundschaften, unter Familienmitgliedern und in sexuellen Beziehungen.

Sexualität - ich begehre und werde begehrt

Überleben ist nicht alles. Der Drang, seine Gene weiterzugeben, die Bastion des Lebens gegen den Zerfall, wurde von unserem Geist (mentale Ebene) ergänzt um den Drang, etwas zu hinterlassen. Sexueller Drang ist ein starker und zuverlässiger Antrieb, der mentale Prozesse aushebeln und uns übermenschliche Kräfte verleihen, aber auch manipulierbar machen kann.

Sexueller Erfolg (je nach Gesellschaft zB viele Kinder, viele Frauen, viele Männer, lange Beziehungen, viele Beziehungen, viele Kontakte ohne Beziehung oder anderes) ist Projektionsfläche für Erfolg und Anerkennung allgemein, also wird als Zeichen für allgemeines Erfolgreich-sein angesehen.

Da Sexualität tabuisiert ist und im Verborgenen stattfindet, aber auch einer der stärksten Antriebe ist, dauern hier gesellschaftliche Veränderungen langsamer als in anderen Bereichen, Unrecht hält sich länger. Es bestehen riesige Märkte für Pornographie und Menschenhandel, die sich über den ungesteuerten Drang finanzieren.

------------------------------------------------
Diese Liste kann unvollständig und ungenau sein
-------------------------------------------------

Alle diese Faktoren stellen für das Individuum soziale Werte dar. Diese Werte werden vom Individuum unabhängig voneinander benötigt und angestrebt, können einander jedoch teilweise oder temporär ersetzen. Wird einer der weniger bezogenen Werte durch stärkere Betonung eines andern ausgeglichen, wird dies Kompensation genannt. Zum Beispiel kann ich wenig räumliche Nähe(=zB wenig Gelegenheit zu Begegnung) durch höheren Austausch (Redebedarf, Mitteilungsbedürfnis) kompensieren. Kompensation funktioniert nur vorübergehend gut, auf Dauer ist sie kein Ersatz für das Eigentliche. Ist das Eigentliche weiter nicht verfügbar, werden neue Verhaltensmuster zur Kompensation gesucht, weil der Druck steigt, einen Ersatz für das Fehlende zu finden. Ein fehlendes soziales Element kann dadurch langfristig eine Persönlichkeit verändern.

Befriedigt sind die Bedürfnisse, deren Werte regelmäßig empfangen und vergeben werden. Dazu muss die Kommunikation der Bedürfnisse zwischen allen Individuen ausgewogen sein, einseitige Kommunikation erzeugt eine verändernde Dynamik.

Wie die Werte gewichtet sind und behandelt werden, bestimmt, wie die Gemeinschaft sozial strukturiert ist.
Werden die Grundbedürfnisse gut erfüllt, entsteht das Gefühl der Geborgenheit, das bedeutet das Individuum fühlt sich in seiner Gemeinschaft am rechten Platz.

Gemeinschaften können auch nur wenige dieser Werte nutzen. Oft werden die anderen dann tabuisiert. Zweckgemeinschaften (Kollegien, Schulklassen, Vereine) die nicht alle Werte zulassen, bieten dem Individuum nur eingeschränktes Gemeinschaftsgefühl.

Ich ziehe folgende Schlüsse:

- Individuen haben an vielen, auch virtuellen Gemeinschaften teil.

- Eine Gemeinschaft liefert Geborgenheit. Je vollständiger ich mich anvertrauen kann, desto sicherer bin ich.

- Der empfundene Entzug von Gemeinschaft(-sfaktoren) wird als Schmerz erlebt, erzeugt also Angst oder Wut.