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Das Individuum

Die Zusammenhänge, die im Folgenden geschildert werden, sind zunächst für alle lebenden Wesen gültig, werden für den Menschen erst insofern speziell wie er sich spezialisiert hat. Um die Form möglichst allgemein zu halten spreche ich deshalb vom einzelnen Exemplar des Wesens oder Menschen als dem Individuum.

Der Bestand an Leben manifestiert sich in Form von Individuen, einzelnen autonomen Lebensformen mit einem physischen Bestand, dem Körper. Diesem Körper eigen ist bei allen Lebensformen eine physische Steuerung für denselben, z.B. bei Säugetieren und anderen in Form des Gehirns, das u.a. Funktionen des Körpers wie Bewegung ermöglicht und deren Nutzung mit der Bündelung der verfügbaren Wahrnehmungen verknüpft, um Steuerung und Entscheidung zu ermöglichen.

Das Fällen von Entscheidungen erfordert eine Instanz, die dazu Bewertungen anstellen muss, für die alle verfügbaren Parameter berücksichtigt werden. Diese Instanz greift dabei ggf. auf vorhandene Erfahrung/Erinnerung zurück und gleicht sie mit aktueller Wahrnehmung ab, um die Situation einzuschätzen und zu einer Entscheidung zu kommen (zB weglaufen). Diesen Verarbeitungsmechanismus nennen wir Bewusstsein.

Für jede Funktion des Körpers, die steuerbar oder nur wahrnehmbar ist, existiert im Bewusstsein eine Entsprechung, die z.B. das Erkennen, Erinnern oder Steuern dieser Funktion ermöglicht. Manche sind der Aufmerksamkeit und Steuerung zugänglich (zB Finger krumm) andere nur der Aufmerksamkeit (zB Magensaft) oder auch keinem von beiden (zB Blutbildung)

Werden dem Bewusstsein, z.B. der physischen Steuerung, neue Möglichkeiten erschlossen, (z.B. Werfen), so bildet die Steuerung durch neue Erfahrung neue Funktionen (z.B. Hand-Auge-Koordination)

Da dies für alle Funktionen gilt, von primären Grundfunktionen wie Essen bis zu entwickelten Funktionen wie Mathematik, entwickelt jedes Individuum durch seinen Umgang mit seinem Umfeld spezifische Funktionen und Herangehensweisen, in dem es auf Möglichkeiten und Gefahren reagiert.

Den Umgang mit anderen Wesen der eigenen und anderer Spezies steuert das Individuum mithilfe von Emotionen, die ausgesandt und von anderen empfangen werden.(z.B.Lächeln, Gähnen, Haltung)

Emotionen meint hier fühlbare Entsprechung von Bedürfnissen im weitesten Sinne (zB Hungergefühl oder Schadenfreude). Sie erzeugen die sozialen Impulse , die Individuen zu anderen hin oder von ihnen wegbewegen und die Individuen in Gruppen zusammen und auseinanderbringen und dadurch Gemeinschaften bilden. Da jede Emotion von der Gruppe aufgenommen wird und ihre Wirkung auf die Gemeinschaft wahrnehmbar ist und auf das Individuum zurückwirkt, beschreiben Emotionen nicht nur den Zustand des Individuums, sondern liefern ihm auch Rückmeldung über seinen Status innerhalb der Gemeinschaft.

Die Funktionen, physische und emotionale, stehen zueinander in Beziehung. Am Beispiel Körpersprache lässt sich erkennen, dass jede physische Handlung einen emotionalen Ausdruck beinhaltet, jede emotionale Empfindung einen physischen Ausdruck.

Wenn nun Wesen mentale Fertigkeiten wie Reflexion entwickeln, ist dies also nicht eine Ebene mehr, sondern eine Dimension mehr, weil wiederum alle Funktionen zueinander ins Verhältnis gesetzt werden, also mentale Funktionen emotionale und physische Aspekte aufweisen, ebenso wie physische und emotionale Funtionen mentale Aspekte erhalten.

Wenn also ein physisches Bedürfnis wie z.B. das nach Nahrung mit Faktoren nicht nur wie Sättigungswert und Qualität, sondern auch Wirtschaftlichkeit, Herkunft, Gesundheit, sozialer Stellung, emotionaler Verfassung und weiteren abgestimmt wird, entwickelt sich das simple Bedürfnis nach Sättigung zu einem vielschichtigen Erwartungskonstrukt, das physische, soziale und mentale Faktoren beinhaltet wie Erreichbarkeit(Preis), Genusswert der Mahlzeit, Darreichungsform, Symbolwert oder Nachhaltigkeit.

physische Bedürfnisse erweitern sich um soziale, mentale und normative Aspekte in dem Maß, in dem das Indviduum über soziale, mentale oder normative Funktionen verfügt.

Soziale Bedürfnisse enthalten physische und erweitern sich um mentale Aspekte, da auch nicht-physische soziale Funktionen wie Aufmerksamkeit und Anerkennung sich beim Empfänger physisch und mental manifestieren.

Es gibt also keine rein sozialen oder rein physischen oder rein mentalen Bedürfnisse oder Fähigkeiten oder Beschwerden. Jeder Teil ist als vernetzter Knoten zu betrachten. Dabei sind nur mentale (gedankliche) Vorgänge willkürlich (von unserem bewussten Willen gesteuert), emotionale = soziale und physische Vorgänge laufen unwillkürlich ab, also sind auch emotionale Aspekte mentaler Vorgänge unwillkürlich (zB Tonfall, Stress beim dran denken) oder physische Aspekte mentaler Vorgänge unwillkürlich(Schlaf, Nahrung, Stresslevel)
Unsere bewussten Entscheidungen unterliegen also zahlreichen unbewussten Einflüssen, die aus unserer emotionalen Welt, unserer Sozialisierung stammen. Auch unsere Motivation, also was wir wollen, entsteht aus einer Mischung von gedanklichen und emotionalen Impulsen. Wir versuchen, unsere Bedürfnisse auf allen Ebenen zu befriedigen, und bevorzugen dabei die Methoden, die die befriedigendsten Erfahrungen liefern. Was befriedigend ist, entscheiden wir emotional(unwillkürlich).

Ich ziehe folgende Schlüsse:


- unser Erfahrungsweg baut einen emotionalen, mentalen und physischen Erfahrungsschatz auf, der in seinem Werden alle Ebenen des Individuums gestaltet und formt.

- Einzelne Ereignisse verschmelzen dabei zu Gesamtbildern. Es bildet sich ein (Über-)lebenskonzept, auf das sich Körper und Psyche ausrichten.