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Unsere soziale Interaktion besteht aus Manövern:



Annäherung

Das älteste und normalste aller Manöver ist, sich auf jemand oder etwas zu zu bewegen. Es bedeutet immer, das irgendwas an [jemand oder etwas] interessant oder angenehm sein muss.

Distanzierung

Wenn uns etwas Unbehagen bereitet (=nicht mit unserem emotionalen Erfahrungsschatz harmoniert), so versuchen wir uns zu entfernen. Damit sagen wir, dass wir das in unserem Gemeinschaftsgefühl nicht haben wollen. Zum Beispiel neigen wir unwillkürlich den Oberkörper weg von jemand der zu laut spricht. Auch innerlich können wir uns distanzieren, um etwas nicht an uns heranzulassen, zB aus Selbstschutz.

(Selbst-)Offenbarung

sich zu offenbaren, bedeutet, das eigene Empfinden oder die eigene Haltung anderen mitzuteilen, mit dem Ziel, verstanden und akzeptiert zu werden. Sie erfordert Vertrauen, dass die Kommunikation funktioniert, und dass die eigene Position auf Verständnis trifft, daher wird sie durch Angst oder Misstrauen behindert, gefördert durch gemeinsame Erfahrung von funktionierender Kommunikation und von Gemeinsamkeiten sowie Akzeptanz oder Toleranz.

Offenbarung ist die zwingende Voraussetzung für eine konstruktive Auseinandersetzung, die wiederum Grundlage für Akzeptanz und damit für jede Gemeinschaftlichkeit darstellt. Wir erleben sie bewusst, wenn wir zB Fehlverhalten eingestehen oder Unbehagen äußern. Sie findet aber auch in kleinerem, banalerem Ausmaß ständig statt, da wir bei nahezu jeder Äußerung unwillkürlich Wertungen mitliefern, die bei anderen auf Zustimmung oder Ablehnung stoßen. Die Vermeidung von Offenbarung führt zu emotionalen Hürden und sozialen Mauern, die ein Miteinander massiv erschweren, da die Position anderer nicht mehr nachvollziehbar ist.

Leider wachsen viele Menschen mit der Bürde auf, dass ihre Offenbarung von den Eltern nicht honoriert wird, und sie daher eine verständliche Scheu oder gar Angst entwickeln, bestraft zu werden, wenn sie sich mitteilen.


Solidarisierung

Wir bringen eine solidarische Haltung zum Ausdruck, wenn das Verhältnis von Antrieb(Solidarität) und äußerem Druck (Anlass zu Solidarität) den individuellen Schwellenwert erreicht. Ist der Druck von außen zu hoch oder die Haltung nicht eindeutig genug, bleibt die Solidarität ohne Ausdruck und kann damit nicht wirken.

Wertung

Ständig werten wir das Verhalten anderer durch unsere Reaktion darauf, und erwarten, dass die Empathie des anderen Individuums die Wertung richtig erkennt. Auf- und Abwertung drücken Zustimmung oder Ablehnung aus und gehen meist mit Annäherung oder Distanzierung einher. In hierarchischen Strukturen dient Auf-und Abwertung der Person als Hauptmotivationsmittel und als Kampfmittel im Konkurrenzkampf. In diversitätsorientierten Strukturen werden eher Haltungen und Verhaltensweisen bewertet, Personen besitzen ihren unveränderlichen Wert. Abwertung von Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist weltweit das Manöver, durch das diskriminiert wird. Generell ist Abwertung selten sinnvoll, da sie bei der abgewerteten Person die Verteidigung hochfährt. Abwertung verschärft und zementiert Konflikte.

Täuschung

Kraft unseres Verstandes haben wir die Fähigkeit entwickelt, unsere wahre Motivation/Emotion/Information zu verbergen.Dies ist wichtig für das soziale Miteinander im komplexen Geflecht unserer Ansprüche und Selbstlügen. Täuschung ist eine wichtige strategische Maßnahme und findet in allen Konflikten statt. Am Auftreten von Täuschungen wird oft erkennbar, dass strategisches, nicht soziales Denken im Vordergrund steht.


Humor

Humor ist die Fähigkeit, sich aus einer Situation zu lösen und in einem weiter gefassten Kontext festzustellen, dass die Lage nicht so ernst ist wie empfunden. Da dies immer mit emotionalen Normalitäten zu tun hat, ist Humor höchst individuell, kann aber gemeinsame Gefühle sehr stark ansprechen. Humor ist daher ein wichtiges Motivations- und Kampfmittel in jedem verbalen Konflikt und jeder Notlage.


Opferung

In fast allen Religionen gibt es in irgendeiner Form ein Opfer, das freiwillig erbracht wird. Die Macht des Rituals rührt von der unbedingten Authentizität. Ist der Wert des Opfers klar, kann daran nichts vorgetäuscht sein, das Opfer ist erbracht. Dadurch wurden früher Reiche zum Teilen bewegt, Gläubige ausgebeutet, Gesinnungen geprüft und vieles mehr. Nach wie vor ist das Opfer eine mentale Übung ("Loslassen"), die dem praktizierenden Individuum seine Bindung zu etwas bewusst machen und lösen helfen soll.
In der Strategie ist das Opfer das mächtigste, aber auch teuerste mögliche Manöver. Opferstrategien haben in Schachpartien lange das Berechnungsvermögen von Schachprogrammen auf Trab gehalten. Auch im privaten kann ein persönliches Opfer einen Befreiungsschlag ermöglichen.
Opferstrategien, die im Krieg unter "Opferung" von Soldaten Schlachten gewinnen, sind anders zu bewerten, weil dort nichts von sich selbst freiwillig hergegeben wird. Der Entscheidungsträger wird nicht aufgerieben, die Geopferten haben nicht mitzuentscheiden.


Kapitulation

Wenn der Krieg oder Konflikt aussichtslos ist, liefern wir uns dem Gegner aus. Die Freiwilligkeit des Schrittes impliziert eine gemeinsame vertragliche oder konventionelle Grundlage, die das Folgende berechenbar macht.

Ausbeutung

Ausbeutung ist die Ausnutzung einer Abhängigkeit. Sie kommt in allen Lebensbereichen vor und ist ein moralisch nicht akzeptiertes, aber selten geahndetes Verhalten. Der Widerspruch erklärt sich nur durch Machtverhältnisse.


Ich ziehe folgende Schlüsse:

- Manöver sind aktiv getätige Ausdrücke von Haltungen und das beste Werkzeug, unser soziales Netz zu beeinflussen.

- Manöver sollen uns in unserer Gemeinschaft bestätigen, aber auch unsere Gemeinschaft nach außen gut darstellen.

- Wir betreiben daher auch den Machterhalt für unsere Gruppe nach außen.